Mensch gegen Maschine: Sprinter tritt gegen Flugzeug an

Sprinter Lars Kallus aus Holzwickede trat auf dem Flugplatz Borkenberge in Selm zu einem Wettrennen gegen eine Cessna an.
Sprinter Lars Kallus aus Holzwickede trat auf dem Flugplatz Borkenberge in Selm zu einem Wettrennen gegen eine Cessna an. © Robin Bültel
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Die momentane Lebenssituation vieler Menschen ist von Sorge und Unsicherheit geprägt. Menschen mit Beeinträchtigungen erfahren dabei oft zusätzlich noch eine gewisse Anonymität, da sie im alltäglichen Leben nicht immer Schritt halten können bzw. sie das Gefühl haben, dass es so ist.

So entschied sich Heinz-Jürgen Grenz (69) aus Selm, der auf ein bewegtes Leben zurückblicken darf, dass es Zeit ist, dieser Zielgruppe eine besondere Freude zu machen. Kurzerhand gründete er zusammen mit seiner Frau Margot Berten, die ehemalige Schulamtsdirektorin des Kreises Unna ist, den Verein „Geschenkte Zeit e.V.“.

Bei der Frage, was man nun für Glücksmomente verschenken könnte, fiel dem passionierten Hobbyflieger die Wahl leicht. Er lud knapp zwei Dutzend Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung zum Flugplatz Borkenberge ein, um sie einen Rundflug machen zu lassen. Eine solche Gelegenheit ließen sich die Gäste zusammen mit Ihren Betreuern nicht entgehen.

Einige der jungen Gäste waren zum ersten Mal überhaupt in der Luft. © Robin Bültel

Nach und nach durften die Gäste die kleinen Sportmaschinen (2- bis 4-Sitzer) besteigen und mit strahlenden Gesichtern gen Himmel abheben. Mit großen Emotionen landeten sie wieder sicher auf dem Flugplatz und waren fasziniert. Einige von ihnen waren bis zu diesem Zeitpunkt noch nie geflogen und benötigten auch ein wenig Überwindung, um in die Maschine zu steigen. Mit strahlenden Gesichtern berichteten sie von dem Erlebnis, die Erde von oben zu betrachten und festzustellen, dass alles „wie bei einer Miniatureisenbahn aussieht“.

Auf dem Gruppenbild stehen von rechts Pilot Jannis Probst, Sprinter Lars Kallus und Heinz-Jürgen Grenz, der Gründer des Vereins „Geschenkte Zeit“ und Organisator dieses Tages. © Robin Bültel

Gemäß dem Zitat von Richard Dehmel „Alles Leid ist Einsamkeit, alles Glück Gemeinsamkeit“, standen noch ein gemeinsames Grillen sowie ein Besuch im Flugzeugtower auf dem Plan. Bei bestem Wetter und guter Musik fand ein reger Austausch aller Beteiligten statt.

Fast wie bei der Sommerausgabe von „Wetten dass?“

Garniert wurde der Tag mit dem Wettkampf „Mensch gegen Maschine“, zu dem Heinz-Jürgen Grenz Sprinter Lars Kallus von der TG Holzwickede einlud. Man hätte glauben können, dass hier die Sommerausgabe von „Wetten dass?“ stattfindet, denn Kallus musste versuchen, über die Strecke von 100 Metern aus dem Stand gegen das Flugzeug zu gewinnen.

Zwei Dutzend Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen wurden vom Verein „Geschenkte Zeit“ zum Flugplatz Borkenberge eingeladen. © Robin Bültel

Um es vorwegzunehmen, es gelang ihm nur bis 50 Meter, denn wie sollte er auch mit nicht mal einem PS gegen die Cessna 172 mit ihren knapp 180 PS gewinnen. Noch dazu startete sie mit Standgas und legte einen Frühstart hin. So stellte Grenz augenzwinkernd fest: „Diesen Wettkampf werden wir noch einmal unter regulären Bedingungen wiederholen!“

Die Teilnehmer erlebten im besten Vereinssinn gemeinsam „geschenkte Zeit“. © Robin Bültel

Alle Beteiligten schlossen im Vorfeld Wetten ab, wer hier wohl gewinnen würde, reihten sich neben dem Sprinter auf und feuerten ihn kräftig an. Noch eine Weile verbrachten alle Teilnehmer im Anschluss damit, vor allem eines zu erleben, nämlich „Geschenkte Zeit“.

Ein besonderer Dank für dieses Erlebnis gilt den ehrenamtlichen Piloten, allen Helfern und den Vereinen, die die Flugzeuge zur Verfügung gestellt haben, um einen solchen Tag zu ermöglichen: Stefan Kaiser, Thomas Neumann und Holger Altmann (Luftsportclub Gelsenkirchen u. Buer e.V.); Jannis Probst (Geschenkte Zeit e.V.), Hans Helmut Foit (Fluglehrer) und Dr. Volker Günnewig.

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