Um nach VFR zu fliegen, müssen in allen Lufträumen die meteorologischen Mindestbedingungen gegeben sein. Doch bei der Interpretation des GAFOR kann es zu Fehleinschätzungen kommen. Häufige Fehler und wie Sie diese als Pilot vermeiden.
Es gibt gebietsbezogene (Deutschland) und streckenbezogene (Schweiz, Österreich) GAFOR-Vorhersagen. Es handelt sich um eine Vorhersage, in der Aussagen über die erwarteten Sichtflugbedingungen (horizontale Sichtweite am Boden und tiefste Wolkenuntergrenze mit einem Bedeckungsgrad von mehr als 4 Achteln (BKN oder OVC) getroffen werden.
Die Gültigkeit des GAFOR beträgt 6 Stunden, aufgeteilt in 3 Intervalle à 2 Stunden. Er wird tagsüber alle 3 Stunden aktualisiert und bei Bedarf auch korrigiert, wenn die aktuelle Wetterentwicklung nicht der Vorhersage entspricht.
Diese Sichtweise ist ein Trugschluss. Im Luftfahrthandbuch AIP VFR werden die Piloten darauf hingewiesen, dass die vorhergesagten Stufen der Sichtflugmöglichkeiten im größten Teil der jeweiligen Gebiete vorherrschend sein sollen, kleinräumige oder kurzzeitige Abweichungen jedoch möglich sind.
Im Extremfall wäre es also denkbar, dass 51 Prozent eines GAFOR-Gebietes von Bodennebel betroffen sind und die restlichen 49 Prozent „Blue Skies“ vermelden. Die richtige Einstufung wäre in diesem Fall X-RAY. Ein Pilot im nebelfreien Gebiet würde vermutlich die Qualität des GAFORs in Frage stellen, obgleich die Vorhersage richtig ist.
Selbstverständlich darf ein Pilot in den nebelfreien Gebieten starten und auch auf Streckenflug gehen, sofern er sich aus den Nebelgebieten fernhält. Auch ein Überqueren der Nebelfelder On Top ist zulässig, wenn man sich an die Sichtflugregeln hält. Dazu sollte sich der Pilot selbstverständlich weitere Wetterinformationen einholen, um die Situation besser abschätzen zu können.
Leider ist auch diese Einschätzung nicht ganz richtig. Selbst wenn alle Gebiete/Strecken entlang der Flugstrecke mit CHARLIE eingestuft sind, so kann es folgende Probleme geben:
Es treten vereinzelt Gewitter auf, die man umfliegen muss.
Es herrscht ein sehr kräftiger Wind mit Turbulenz in den unteren Luftschichten.
Es gibt noch Bereiche in einzelnen Gebieten, die schlechter sind als eingestuft.
Auch in Staulagen von Höhenzügen können die Bedingungen oft schlechter sein als eingestuft.
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Tipp: sehen Sie sich auch die Details zu den Vorhersagen an. Ergänzend zu der GAFOR – Sicht/ Ceiling Einstufung in einem erweiterten nationalen Schlüssel wird als Zusatzinformation für die gleichen Zeiträume eine Angabe einer Wettererscheinung für jedes einzelne GAFOR Gebiet vorhergesagt. So können z.B. Gebiete als OSKAR eingestuft sein, jedoch mit einem flächenmäßigen Anteil von unter 50 Prozent Regen vorhersagen. In diesen Bereichen kann es also niederschlagsbedingt zu Abweichungen nach unten kommen.
Leider wieder daneben! Der GAFOR ist eine Gebiets- bzw. Streckenwettervorhersage, in der Aussagen über die erwarteten Sichtflugbedingungen (horizontale Sichtweite am Boden und tiefste Wolkenuntergrenze mit einem Bedeckungsgrad von mehr als 4 Achteln (BKN oder OVC) getroffen werden.
Wolken mit einem Bedeckungsgrad mit weniger als 5 Achtel (SCT oder FEW) werden nicht vorhergesagt. Auch alle anderen Informationen (Wetterlage und Entwicklung, Bodenwind, Höhenwind- und Temperatur, etc.) sind nicht Bestandteil des GAFORs. Erst in Verbindung mit weiteren Daten (Flugwetterübersicht, Low-Level SWC) wird der GAFOR zu einem kompletten Paket, welches die SERA-2010 Vorgaben erfüllt.
Für Dein Flugwetterbriefing findest Du die offiziellen DWD Flugwetterinformationen direkt in RunwayMap: Wetterradar, Wetterkarten für den unteren Luftraum, Vorhersagekarten für den Sichtflug uvm.
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Zu den Wetter-FeaturesDamit sind Sie nicht alleine. Es gibt aber eine Eselbrücke, die man sich merken kann. Dazu muss man OSKAR als eine Null sehen. Wenn Sie in der vorgeschlagenen Reihenfolge anfangen zu zählen, dann sollte es leichter fallen, sich das Bild mit der Zählweise einzuprägen. Beginnen Sie rechts oben und fahren im Zick-Zack-Kurs wie angedeutet fort.
Das ist im Prinzip richtig. Es sollte allerdings berücksichtigt werden, dass bei der Einstufung D auch „difficult“ = „schwierig“ gemeint ist. Es wird daher empfohlen, bei Bedingungen schlechter als OSCAR stets zusätzliche Flugwetterdaten anzusehen.
Die Karten „Aktuelles Flugwetter“ des Deutschen Wetterdienstes und auch Satellitenbilder können eine Entscheidung, ob und wie ich fliege, meist erleichtern.
Wolkenangaben in der Fliegerei beziehen sich i.d.R. immer auf die Platzhöhe. bzw. die Stationshöhe. Folgendes METAR von Bremen EDDW ist also bezüglich der Wolken wie folgt zu interpretieren:
EDDW 241150Z 24013KT 9999 BKN012 11/09 Q1014 BECMG SCT012 BKN030=
Die Hauptwolkenuntergrenze (>4 Achtel) liegt in 1200 ft über dem Flughafen-Referenzpunkt.
Bei einem GAFOR-Gebiet ist man nicht in der Lage, die Wolken über der jeweiligen Geländehöhe anzugeben. Daher wurde für jedes Gebiet eine individuelle Bezugshöhe definiert , die für den überwiegenden Teil des Gebietes repräsentativ ist. Die vorhergesagte Ceiling bezieht sich auf diese Bezugshöhe. Gleichwohl kann es vorkommen, dass einzelne Höhenzüge oberhalb der Referenzhöhe liegen, wie folgendes Beispiel zeigt:
Dargestellt ist das Gelände eines GAFOR-Gebiets mit einer Bezugshöhe von 2000 ft AMSL. Die Ceiling ist im Delta-Bereich vorhergesagt, also zwischen 1000 und 2000 ft über der Bezugshöhe. Da die Bergspitzen etwa bis 3400 ft AMSL reichen, kann man sich also nicht sicher sein, dass ein Flug in 3000 ft über der Bezugshöhe überall im wolkenfreien Bereich verläuft.
Michael Noll war über 20 Jahre Flugwetterberater beim DWD und ist ausgewiesener Experte zum Thema Flugwetter. Als Partner bei Flugwetterseminare Hessen hält er Seminare für Privatpiloten.
Dieser Text ist eine Kurzfassung des Praxistipps „Die 6 größten Missverständnisse und Irrtümer bei der Interpretation des GAFOR“, erschienen in der Piloten-Appp RunwayMap. RunwayMap ist Partner des DWD und bietet umfassende Flugwetterdokumente in der RunwayMap App an. Bildnachweise: DWD und RunwayMap.